BioRiver

BioRiver Arbeitskreis IT –
Digitalisierung von Prozessen

 

Das vierte Treffen des IT-Arbeitskreises am 03. November, das wieder als Online-Meeting stattfand, befasste sich mit der Digitalisierung von Prozessen.

Die beiden Präsentationen machten das weite Spektrum dieses Themas deutlich: Im ersten Vortrag ging es mit der Geräteintegration um ein Thema aus der Laborpraxis und der zweite Vortrag vermittelte einen Eindruck davon, welche Herausforderungen die Digitalisierung für die Gesamtheit der kaufmännischen Unterstützungsprozesse in einem Großunternehmen mit sich bringt.

 

Für die Laborpraxis: Geräteintegration digitalisieren und zentralisieren

Referent Dipl.-Phys. Klaus Bruch, einer der Geschäftsführer der AGU Planungsgesellschaft, stellte eine Lösung vor, mit der Labore die Integration ihrer Geräte zentral steuern und die Ergebnisse aus unterschiedlichsten Analysen erfassen und zusammenführen können.

Insbesondere im Life-Science Umfeld wird im Labor eine sehr große Vielzahl von Sensoren und Analysegeräten eingesetzt. Dabei ist es aktuell in vielen Laboren noch so, dass jedes Analysegerät für sich steht. Messergebnisse werden für jedes Gerät einzeln, teilweise noch auf Papier, erfasst und manuell, per Datenstick und Excel in übergeordnete IT-Systeme (LIMS/Laborinformationssystem, MES/Manufacturing Execution System, ELN/Electronic Lab Notebook, DCS/Distributed Control System) übertragen. Das kostet Zeit, geht auf Kosten der Genauigkeit und verschwendet kostbare Ressourcen.

Einige Labore sind bereits einen Schritt weiter und setzen auf die direkte Datenintegration zwischen ihren Analysegeräten und den übergeordneten Systemen. Ein Fortschritt, aber durch die individuelle Integration der ganz unterschiedlichen Geräte fehlen in der Praxis meist essentielle Elemente für die übergeordnete Zusammenführung, wie Unterstützung für lange Barcodes oder Mehrfachmessungen, Eingabefelder wie z.B. Chargennummer, elektronische Signaturen, ein übergeordnetes Benutzermanagement oder bi-direktionale Kommunikation. Hinzu kommen für jedes Gerät Kosten für GMP-Validierung oder Schnittstellenanpassungen bei Upgrades.

Als tragfähige und zukunftsorientierte Digitalisierungsvariante sieht Klaus Bruch deshalb eine Middleware-Lösung, mit der alle Ergebnisse aus den unterschiedlichsten Analysen zentral erfasst und zusammengeführt werden können: Dabei wird eine Middleware-Schicht zwischen den übergeordneten Systemen (LIMS etc.) und den Geräten eingefügt, über die das zentrale Schnittstellenmanagement und die Validierung erfolgt. So gibt es für den bi-direktionalen Austausch (Messauftrag wird an das Gerät geschickt, Messergebnis wird in das übergeordnete System zurückgeschickt) nur eine Kommunikationsschnittstelle.

Die Limitierungen der direkten Datenintegration werden von einer Middleware gelöst: Lange Barcodes und Mehrfachmessungen werden ebenso unterstützt wie E-Signaturen und vieles mehr. Die Datenintegration wird vereinfacht, Validierungskosten sinken und Implementierungszeiten werden verkürzt. Hinzu kommt ein geringerer Schulungsaufwand, da die Mitarbeiter, bis auf wenige Key User, nur an der Middleware geschult werden müssen und nicht mehr auf allen Geräten.

Konkrete Beispiele, u.a. zur Standardisierung von Units, Standard-Workflows und Verlaufsdarstellungen, zeigte Herr Bruch dann anhand der AGU-Lösung SDC auf und erläuterte auch technische Details wie zur Einbettung in IT-Infrastrukturen.

Die anschließende Fragerunde bestätigte, dass Geräteintegration ein dringliches Thema ist und zeigte, dass die Teilnehmer in dem vorgestellten Weg einen überzeugenden Lösungsansatz sehen.

 

Aus der Unternehmenspraxis: Digitalisierungsprozesse im DLR

Im anschließenden Vortrag gab Dr. Katrin Schuster einen Einblick in die Entwicklung von Digitalisierungsprozessen und die Neuausrichtung von Prozessen beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Zum Einstieg gab sie einen Überblick über die Handlungsfelder der Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung. Als öffentliche Institution sei es eine der Aufgaben des DLR, Digitalisierung zu normalisieren und als Forschungsunternehmen der Bundesregierung hat es bereits 1995 damit begonnen, alles digital aufzubauen. Im Rahmen des Strategieschwerpunkts Digitalisierung als Querschnittsforschungsbereich befasst das DLR sich beispielsweise mit den Potentialen der Digitalisierung für die eigenen Forschungsthemen, der Digitalisierung als Forschungsthema und den Potentialen der Digitalisierung für Führungs- und Unterstützungsprozesse. Aktuell beschäftigt das DLR rund 9.000 Mitarbeiter an 30 Standorten, im Bereich der administrativen Infrastruktur sind rund 200 Mitarbeiter tätig.

Als Leiterin der Abteilung Wirtschaftsinformatik und Unternehmensorganisation befasst Dr. Schuster sich mit dem gesamten Bereich der Betriebswirtschaftlichen Informationssysteme (BW-IS) als System der kaufmännischen Unterstützungsprozesse. In diesem Teilbereich der IT-Struktur im DLR sind ERP-Systeme, Schnittstellensysteme, Analysesysteme, Spezialsysteme und Workflowsysteme angesiedelt. Wie die Referentin erläutert, versuchen sie dabei, im Kern Standards zu nutzen, d. h. in Bereichen wie Finanzen, Controlling oder dem Einkauf Software einzusetzen, wie sie jedes andere Großunternehmen, z.B. Versicherungen, auch nutzt. Das DLR setzt hier auf SAP und SAP-Partnerprodukte sowie Eigenentwicklungen im SAP.

Alternativen zu SAP sind unter anderem dann gefragt, wenn es um unternehmensspezifische Anforderungen geht. Speziallösungen sind beispielsweise dann erforderlich, wenn es darum geht, Angebote für EU- oder ESA-Ausschreibungen einzureichen, die teilweise innerhalb sehr kurzer Zeit einzureichen sind und dabei strengen wissenschaftlichen und formellen Anforderungen entsprechen müssen. Bei den Workflowsystemen handelt es sich überwiegend um sogenannte Mitarbeiteranwendungen, also Vorgänge, die die Mitarbeiter früher per Papier eingereicht bzw. verarbeitet haben wie Reiseanträge, Urlaubsmeldungen und ähnliches. Diese z. B. .NET- oder Java-basierten Anwendungen, die SAP vorgeschaltet sind, werden von den rund 8.000 Wissenschaftler der DLR genutzt.

Heute werden alle administrativen Fragestellungen mit IT gelöst. Dr. Schuster stellte den hierfür erforderlichen fachlichen „Bebauungsplan“ aller Systeme detailliert vor und zeigte anschaulich auf, wo die einzelnen Systeme im Zusammenspiel von Fachabteilungen, Geschäftspartnern, Mitarbeitern und Management angesiedelt sind. Konzeptionell und strategisch hat sie die Weiterentwicklung über das Jahr 2022 im Blick.

Denn die Digitalisierung ist im ganzen DLR bereits auf einem guten Stand, sei aber ein Prozess, der nicht zuletzt durch permanente technische Weiterentwicklungen nie abgeschlossen sei. Zu den Neuerungen, mit denen man sich befassen müsse, zählen KI oder Blockchain. Auch die weitere Verlagerung von Lösungen in die Cloud habe Auswirkungen, durchaus auch problematische, beispielsweise was den Bereich Schnittstellen und Datenaustausch anbelangt.

Erschwerend kommt der Fachkräftemangel hinzu, fast alle Unternehmen stünden vor der Herausforderung, dass der Digitalisierungsaufwand mit den aktuellen Ressourcen nicht bewältigt werden kann. Die Einbindung externer Kräfte und engere Kooperationen mit Zulieferern und Geschäftspartner werden nach Einschätzung von Dr. Schuster deshalb an Bedeutung gewinnen. Auch das DLR sei auf der Suche nach Partnern und Business Innovatoren, die die DLR-Prozesse verstehen und vorantreiben.

BioRiver-Mitglieder können die Folien beider Vorträge bei der Geschäftsstelle anfordern. Kontakt: Constanze Duhme (duhme@bioriver.de)

 

AK IT: 2021 geht es weiter

Noch steht der nächste Termin nicht fest, sicher ist jedoch, dass der Arbeitskreis IT seine Arbeit im nächsten Jahr fortführt und weitere Treffen organisiert – in jedem Fall digital und vielleicht ja sogar auch wieder einmal als Präsenzveranstaltung.

Wenn Sie ein Thema haben, das Ihnen unter den Nägeln brennt oder das Sie seit Jahren beschäftigt, und von dem Sie denken, dass es auch für andere BioRiver-Mitglieder interessant sein könnte, schlagen Sie es uns gerne vor! Wenden Sie sich einfach an Constanze Duhme (duhme@bioriver.de) von BioRiver oder Georg Strömer (stroemer@limsatwork.de).

 

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